Recycling: Reifen mit stofflicher Verwertung mehrfach nutzen

new life bestandteile eines reifens

Am 18. März 2022 ist der Global Recycling Day: Der Welttag des Recyclings erinnert daran, wie wichtig die Wiederverwertung von Rohstoffen für den Umweltschutz ist. Auch bei der Altreifenentsorgung gehört Recycling heute zu den wichtigsten Verwertungsverfahren. Die Initiative NEW LIFE erklärt, wie stoffliche Verwertung von Reifen funktioniert und wie nachhaltig die Methode ist.

In Zeiten des Klimawandels wird nachhaltiges Handeln immer wichtiger – auch bei der Altreifenentsorgung. Jährlich fallen in Deutschland etwa 600.000 Tonnen Altreifen an. Während in den letzten Jahrzehnten ausrangierte Reifen vor allem in die thermische Verwertung gingen und in Zementwerken verbrannt wurden, setzt sich heute immer mehr die stoffliche Verwertung durch: Reifen werden zerkleinert und zu Gummigranulat, Gummipulver oder Gummimehl verarbeitet. Aus recyceltem Granulat, Pulver oder Mehl können wiederum viele verschiedene neue werthaltige Produkte hergestellt werden. Dazu gehören beispielsweise Bodenbeläge für Spiel- und Sportplätze, Fallschutzböden, Kunstrasen, Antirutschmatten, Schallschutzwände, Wegeinfassungen, Spielplatzzubehör, Stallmatten, Lampen oder Vasen. Mit Gummi modifizierter Asphalt ist robuster und verbessert die Performance von Straßen. Allen Produkten aus recycelten End-of-Life-Tyres (ELT; dt. Altreifen) ist gemeinsam, dass sie lange nutzbar, umweltschonend und auch nach dem zweiten Einsatz wieder recycelt werden können.

Stoffliche Verwertung – Vom Abfall zum Rohstoff

Reifen bestehen aus Gummi, Textil, Stahl und vielen weiteren Substanzen, die nach der Lebenszeit des Reifens wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können. Die stoffliche Verwertung von Altreifen ist aufwendig, denn die Industrie hat hohe Anforderungen an recyceltes Gummi. In Schredder- und Granulat-Anlagen werden Altreifen von Fremdstoffen getrennt und in mehreren Schritten zerkleinert. In den Rotorscheren bzw. im Zweischwellen-Schredder findet die Vorzerkleinerung auf 50 bis 150 mm statt, dann folgen im Granulator Aufschluss und Nachzerkleinerung der Reifenschnitzel. Durch Schneiden, Reißen und Quetschen wird das Material in seine Einzelteile zerlegt. Hier werden Metalle mittels eines Magneten aussortiert und Textil-Fasern ausgeblasen – Wertvolle Sekundärrohstoffe, die ebenfalls Verwertung finden. Bei der anschließenden Feinvermahlung wird das Gummigranulat auf die gewünschte Größe gemahlen. Je nach gewünschter Feinheit und dem Einsatzgebiet nutzen Hersteller für die Zerkleinerung Warm- oder Kaltmahlverfahren, die Gummimehl mit unterschiedlichen Eigenschaften hervorbringen. Bei der ambienten Vermahlung (Warmvermahlung) wird das Gummi bei Raumtemperatur bis zur gewünschten Größe zerkleinert. Bei der kryogenen Vermahlung (Kaltvermahlung) wird das Gummigranulat mit Stickstoff auf bis zu -100 °C heruntergekühlt. Das Material wird spröde und beim Zermahlen bildet sich ein feines Gummipulver. Gummimehle aus der Kalt- und Warmvermahlung haben spezifische Oberflächen und Partikelgrößen, die sich für unterschiedliche Anwendungen eignen. Durch die stoffliche Verwertung von Altreifen entstehen mit Gummigranulat und Gummimehl nachhaltige Grundprodukte, die zur Herstellung vieler neuer Produkten dienen.

Kreislaufwirtschaft stärken

Der Einsatz von Gummigranulat und Gummimehl aus recyceltem ELT-Material ist ein großer und wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, denn die wertvollen Bestandteile von Altreifen gelangen so wieder in den Stoffkreislauf und werden weitergenutzt. Ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung, da bereits vorhandene Rohstoffe möglichst lange, effizient und sinnvoll weitergenutzt werden. Zudem wird Abfall vermieden: Die ausrangierten Reifen landen nicht auf dem Müll, sondern werden weiterverarbeitet. Durch Reifen-Recycling entsteht ein geschlossener Kreislauf, der umweltgerecht und nachhaltig ist.

Produkte aus Altreifen wie beispielsweise Bodenbeläge haben viele positive Eigenschaften: Böden aus recyceltem Gummi sind besonders elastisch, robust und lange haltbar. Sie schonen die Gelenke und schützen vor Verletzungen. Sie können in Schulen, Kindergärten, Kliniken, Seniorenheimen und anderen Einrichtungen zum Einsatz kommen. Wand- und Bodensysteme aus dem Rohstoff ELT haben sich auch in der Tierhaltung bewährt. Heute gibt es immer vielfältigere Technologien und Produktanwendungen – die Einsatzgebiete von Produkten aus alten Reifen sind fast unendlich.

Egal, ob Privatpersonen, Unternehmen oder Kommunen – jeder kann etwas für die Umwelt tun, Altreifen fachgerecht entsorgen und auf Produkte setzen, die aus alten Reifen hergestellt sind. Denn die recycelten Produkte aus ELT-Material bringen echten Mehrwert für Mensch und Umwelt. Die Initiative NEW LIFE informiert auf der Website über die vielfältigen Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten:  initiative-new-life.de

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